Freitag, 14. Februar 2014

Value-Strategie

Hinter der Value-Strategie (engl. Value = Wert) steht die Idee, dass an der Börse Unternehmen zu finden sind, deren wahre Werte gegenwärtig geringer geschätzt werden, als sie in Wirk­lichkeit sind.

Stellen Sie sich z.B. ein großes Versicherungsunternehmen vor, dass Vermögensgegenstände im Wert von 10 Mrd. € be­sitzt und dabei keine Schulden hat. Wenn ein solches Unter­nehmen an der Börse mit einem Wert von unter 10 Mrd. € be­wertet wird, dann ist es möglicherweise unterbewertet. Der Value-Investor wird versuchen, solche werthaltigen Unter­nehmen aufzuspüren.

Kennzeichen solcher Unternehmen sind meistens eine gute Marktposition, überdurchschnittliche Profi­tabilität und eine stabile Gewinnentwicklung. Unter den identifizierten Value-Aktien sucht der Investor diejeni­gen heraus, die er für unterbewertet hält. Ein Value-Investor kon­zentriert sich also insbesondere auf das Investment in Unter­nehmen mit niedriger Bewertung sowie stabilen Wachs­tums- und Ertragsaussichten. Der Value-Investor rechnet damit, dass der Markt momentan die Werthaltigkeit der Gesellschaft verkennt, langfristig aber zu besserer Einsicht gelangen wird.

Value-Investment zielt demnach nicht auf kurzfristige Spekula­tions­gewinne, sondern auf eine langfristige und solide Wert­steigerung ab.

Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Value-Investoren ist der amerikanische Multimilliardär Warren Buffett. Als Schöpfer der Value-Strategie gilt Warren Buffets Lehrmeister Benjamin Graham. Dieser verfasste im Jahr 1934 mit David Dodd das Stan­dardwerk der Finanzanalyse "Security Analysis". Grahams Schüler Buffett war mit der Value-Strategie auch in schlechten oder turbulenten Börsenjahren erfolgreich und hatte dabei Un­ter­nehmen wie Coca Cola, American Express oder Gilette in sei­nem Portfolio.

Werthaltige Unternehmen sind an bestimmten Kennzahlen zu erkennen. Die klassischen Kennzeichen so genannter Value-Aktien werden nachstehend vorgestellt:
  • Die gängigste Kennzahl zur Charakterisierung von Value-Unternehmen ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Der Marktwert errechnet sich aus dem Produkt aus Aktienkurs und der Anzahl der emittierten Aktien. Der Buchwert lässt sich aus der Bilanz des Unternehmens ablesen. Ist diese Kennzahl relativ gering, ist also der Wert des Unternehmens gemäß Bilanz z.B. größer als das Unternehmen an der Börse bewertet ist, so ist dies ein Indikator für einen Value-Wert. 
  • Eine weitere wichtige Kennzahl ist das sogenannte Kurs-Ge­winn-Verhältnis (KGV). Das KGV ist aus dem aktuellen Börsen­kurs, dividiert durch den erwarteten Gewinn pro Aktie zu errech­nen. Wenn Sie den Börsenkurs als Preis für das Unternehmen und den Gewinn pro Aktie als entscheidende Größe für die Messung des Unternehmenserfolges begreifen, so gibt Ihnen ein niedriges KGV einen Anhaltspunkt für eine günstige Bewer­tung des Unternehmens und damit auch einen Hin­weis darauf, dass es sich hierbei um einen Value-Wert han­delt. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang je­doch, dass ein KGV-Vergleich immer nur innerhalb einer Branche sinnvoll ist. So ist z.B. das KGV von Unternehmen der Stahlbranche ten­denziell grundsätzlich niedriger als das von Unternehmen der Medienindustrie, da in beiden Branchen unter­schiedliche Wachs­tumsmöglichkeiten bestehen. 
  • Darüber hinaus ist eine hohe Dividendenrendite eine weitere wichtige Kennzahl für Substanzwerte.
Es existieren weitere Kennzahlen, die beim Erkennen von wert­haltigen Unternehmen helfen können: niedriges Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV); niedriger Verschuldungsgrad; hoher Cash-Flow; hohe stille Reserven; gute Bewertung der Kreditwürdigkeit.

Werthaltige Unternehmen zählen i.d.R. eher zu den konser­va­tiven Titeln und regen nicht unbedingt die Phantasie der Spekulanten an. Aus diesem Grunde beinhalten die Börsen­kurse dieser Unter­neh­men keine sogenannten Favo­riten­prämien, wodurch das Rückschlagspotenzial in Phasen fallen­der Notierungen gering ist.

Value-Ansätze werden als defensive Strategien angesehen. Eine solche Strategie kann starke Er­träge liefern und in Schwäche­phasen der Finanz­märkte weniger stark verlieren als der Marktdurchschnitt.

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